100.000 Euro Strafe für die Verwendung von Anglizismen


Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni ist kein Fan der gendergerechten Sprache. Und auch im Allgemeinen keine Freundin großer Veränderungen an der italienischen Sprache. Sie lässt sich ja „il Presidente“ nennen, etwa „der Präsident“, auch wenn sie die erste Frau ist, die das wichtigste Amt im Palazzo Chigi besetzt.

Die rechte Partei der Fratelli d’Italia, der Meloni angehört, zeigt sich aber auch wegen des Einflusses von ausländischen Sprachen auf das Italienische besorgt. Ein Gesetzentwurf von Melonis Parteikollegen Fabio Rampelli sorgt in Italien nun für Diskussion: Die Verwendung von Anglizismen soll dem Entwurf entsprechend unter bestimmten Voraussetzungen künftig hart bestraft werden – mit Bußgeldern, die bis zu 100.000 Euro betragen könnten.

„Wir haben ein Gesetz zur Verteidigung der italienischen Sprache vorgeschlagen, um die Verwendung von Anglizismen in der Geschäftswelt zu reduzieren. Unternehmen, die gegen das Gesetz verstoßen, können mit Geldstrafen von bis zu 100.000 Euro belegt werden“, sagte Rampelli, der Vizepräsident des italienischen Parlaments ist. Das Gesetz würde vor allem die öffentliche Verwaltung und staatliche Institutionen beziehungsweise die dort genutzte Sprache betreffen.

Rampelli betont, laut neuester Schätzungen seit dem Jahr 2000 sei die Anzahl englischer Wörter, die in der italienischen Schriftsprache verwendet würden, um 773 Prozent gestiegen. Es gibt fast 9.000 englische Lehnwörter im Wörterbuch von Treccani, denen rund 800.000 italienischen Wörter entgegenstehen.

Rampelli hält es für inakzeptabel, dass Fremdwörter verwendet werden, wenn es vollständig äquivalente italienische Begriffe gibt. Die Verwendung von Fremdwörtern solle beschränkt sein auf solche, für die es keine äquivalenten italienischen Begriffe gibt. Gemäß dem Gesetzentwurf würde es Strafen von 5.000 bis 100.000 Euro für die Nichteinhaltung der angestrebten Verpflichtungen geben.

Der Entwurf, der aus acht Artikeln besteht, enthält Bestimmungen zum Schutz und zur Förderung der italienischen Sprache. Er wurde bereits am 23. Dezember vorgestellt, bekannt wurde er allerdings erst in den vergangenen Tagen, nun sorgt er in den italienischen Zeitungen für Schlagzeilen. Die Gesetzesvorlage sieht verschiedene spezifische Verpflichtungen vor, die aus einer „nationalen Schutz- und Identitätsverteidigungsperspektive“ heraus entworfen wurden. Auch die Einrichtung eines Ausschusses zum Schutz, zur Förderung und Wertschätzung der italienischen Sprache ist darin vorhergesehen.

Die Opposition lacht den Gesetzentwurf aus

Die Opposition deutete auf das von der rechten Regierung neu errichtete „Made in Italy Ministerium“ hin, das für Industriepolitik, Handel und Kommunikation zuständig ist. „Wir dachten, wir hätten bereits viele unsinnige und lächerliche Vorschläge von dieser Regierungsmehrheit gesehen, aber der Vizepräsident der Camera, Rampelli, übertrifft alle mit seinem Gesetzentwurf.

Es sei befremdlich, „dass gerade seine Regierung das Ministerium für ‚Made in Italy‘ eingerichtet hat. Wird Rampelli seinen Parteikollegen Urso, der dieses Ministerium leitet und sogar im Namen englische Wörter verwendet, deswegen verurteilen?“, so die Vertreter der 5-Sterne-Bewegung im Kulturausschuss der Camera und des Senats.

Sogar die Accademia della Crusa kritisiert den Antrag

Sogar die Accademia della Crusca, eine renommierte italienische Institution, die sich seit Jahrhunderten der Pflege und Verteidigung der italienischen Sprache widmet, kritisierte den Gesetzentwurf. „Der Vorschlag, die Verwendung ausländischer Wörter per Gesetz mit Bußgeldern zu ahnden, als wäre man über eine rote Ampel gefahren“, mache die Arbeit des Instituts zunichte, sagte Professor Claudio Marazzini, Präsident der Accademia della Crusca und fügte hinzu: „Die exzessive Bestrafung, die in dem Gesetzesvorschlag vorgesehen ist, könnte die gesamte Front der Liebhaber der italienischen Sprache lächerlich machen.“



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