„Uns gehen jeden Tag Fahrten flöten“


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Von: Sebastian Grauvogl

Leidet unter den Baustellen: Dietmar Spitz, Taxi-Unternehmer aus Bad Wiessee.
Leidet unter den Baustellen: Dietmar Spitz, Taxi-Unternehmer aus Bad Wiessee. © THOMAS PLETTENBERG

Ob Baustellen oder Spritpreise: Taxi-Fahrer haben derzeit eine harte Zeit im Landkreis Miesbach. Was das bedeutet, erklärt Unternehmer Dietmar Spitz aus Bad Wiessee im Interview.

Landkreis – Umleitung hier, Ampel da, Engstelle dort: Wer in diesen Wochen mit dem Auto im Landkreis Miesbach unterwegs ist, kommt sich vor wie beim Baustellenslalom. Richtig dick erwischt es die, die das auch noch wirtschaftlich trifft: die Taxiunternehmen. Wir haben beim Inhaber der Taxi Company Bad Wiessee, Dietmar Spitz, nachgefragt, wie er mit der aktuellen Situation umgeht und was er sich jetzt von der Politik wünscht.

Hohe Spritpreise und viele Baustellen: Harte Zeiten für Taxi-Fahrer in Region Miesbach

Herr Spitz, wie genervt sind Sie und Ihre Fahrer von dem derzeitigen Baustellen-Wahnsinn im Landkreis Miesbach?

Dietmar Spitz: Sagen wir es mal so: Es erleichtert uns nicht gerade die Arbeit. Wir müssen unsere Termine noch frühzeitiger und mit ausreichend Puffer planen, damit wir nicht zu spät kommen. Das bedeutet aber natürlich auch, dass uns dadurch jeden Tag Fahrten flöten gehen, die wir sonst noch untergebracht hätten.

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Was ist denn aus Sicht eines Taxlers schlimmer: eine Vollsperrung mit weiträumiger Umleitung oder eine einspurige Fahrbahn mit Ampelschaltung?

Taxi-Fahrer vor Problemen: „Will mir nicht ausmalen, welche Preise wir zahlen, wenn Tankrabatt ausläuft“

Dietmar Spitz: Auf den ersten Blick ist die Umleitung besser, weil wir ja nach Kilometern abrechnen (tagsüber 2 Euro, Anm. d. Red.) und dadurch zumindest hier nicht auf den Kosten sitzen bleiben. Allerdings sind wir eben länger unterwegs, was uns dann zeitlich wieder fehlt. Das Warten an der Ampel oder im Stau ist aber schon noch mal unattraktiver. Da bekommen wir umgerechnet nur 50 Cent pro Minute (30 Euro pro Stunde).

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Allerdings müssen Sie zumindest hier keine Spritpreise abziehen…

Dietmar Spitz: Das ist allenfalls ein schwacher Trost. Tatsächlich wird das wirtschaftliche Risiko durch die Kraftstoffkosten immer größer. Außer, dass wir versuchen, Leerfahrten weitgehend zu vermeiden, können wir hier mit unseren vier Dieselfahrzeugen nicht viel mehr tun. Ich will mir gar nicht ausmalen, welche Preise wir zahlen müssen, wenn Ende August der staatliche Tankrabatt ausläuft. Umso dringender ist unser Appell an den Landkreis, bereits zum 1. Oktober neue Tarife einzuführen. Der letzte Antrag ist zum 1. März dieses Jahres erfolgt – erst danach sind die Preise so richtig nach oben gegangen. Vom auf zwölf Euro gestiegenen Mindestlohn haben wir da noch nicht gesprochen. Auch das werden wir massiv spüren.

Personalmangel trifft auch Taxi-Branche – „Ein Alarmsignal“

Apropos Mindestlohn: Wie sieht es bei Ihnen mit Personalmangel aus?

Dietmar Spitz: Wir suchen natürlich immer Fahrer. Aktuell haben wir aber das Glück, dass ein Unternehmer in der näheren Umgebung aufgehört hat und wir zwei seiner Mitarbeiter übernehmen konnten. Davon abgesehen ist es schon ein Alarmsignal, das den zunehmenden Druck auf unsere Branche zeigt. Und auch wir mussten schon darauf reagieren.

Inwiefern?

Dietmar Spitz: Indem wir unsere Fahrzeiten eingeschränkt haben. Anders als früher sind wir von Montag bis Donnerstag nur noch von 5.30 bis 1 Uhr unterwegs und nur noch von Freitag bis Sonntag auch bis 4 Uhr früh. Das Grundproblem ist einfach, dass wir zwar funktional zum ÖPNV dazugehören, aber anders als Bus und Bahn keine staatlichen Fördermittel erhalten. sg

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Quellenlink https://www.tz.de/muenchen/region/taxi-unternehmer-zu-baustellen-wahnsinn-uns-gehen-jeden-tag-fahrten-floeten-mkr-91727724.html