Trotz artgerechter Tierhaltung: Jungbäuerin immer wieder angezeigt


Sabrina Urban besitzt eine Herde Jakobsschafe. Trotz artgerechter Haltung ihrer Tiere wird die Jungbäuerin immer wieder angezeigt. Nun wehrt sie sich mit einem Aushang.
Königsdorf/Eurasburg – Die freudige Begrüßung, als die Frau an einer großzügigen Weide aus dem Auto steigt, ist nicht zu überhören: Sabrina Urban, Jungbäuerin vom Mörzhof in Herrnhausen, wird von mehrfachem Blöcken empfangen, in das sich die hohen Bäh-Schreie zahlreicher Lämmer mischen. Alle wuseln begeistert durcheinander, als die 40-Jährige im Stall die Futterraufe füllt. Ein paar Nachzügler kommen aus der Senke angelaufen, um ja nichts zu verpassen.
Königsdorf: Jakobsschafe haben auf Weide alles, was sie brauchen
Urban besitzt eine Herde Jakobsschafe. Auf der Königsdorfer Weide haben die Tiere alles, was das Schafsherz begehrt: sieben Hektar nur für sich, Möglichkeiten zum Klettern, ausreichend Grünfutter und besagten Stall, der Schutz vor Wind und Wetter bietet. Dennoch bekommt Urban regelmäßig Anzeigen wegen angeblich nicht artgerechter Tierhaltung.
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Angefangen hat Urban mit der Schafhaltung 2013. Zuerst nannte sie zwei Tiere ihr eigen, heute gehören ihr 26 Muttertiere, ein kastrierter und ein unkastrierter Bock sowie 29 Lämmer. „Und zwei Ziegen“, ergänzt die Landwirtin. Dafür, dass sie sich nie hatte vorstellen können, Schafe zu züchten, ist die Herde ziemlich groß. „Aber ich hab’ mich einfach in die Rasse verliebt.“
Trotz artgerechter Tierhaltung immer wieder Anzeigen: Jungbäuerin hängt Zettel auf
Jakobsschafe, auch Mehrhornschafe genannt, leben überwiegend in Großbritannien und Schottland. Sie gelten als robust und werden wegen ihrer dicken, wunderbaren Wolle geschätzt. Gehalten werden die Tiere oft als „Landschaftspfleger“. Sie können das ganze Jahr über im Freien bleiben. „Das Besondere ist auch, dass, egal ob männliche oder weibliche Schafe, sie zwei bis sechs Hörner haben können.“
In Königsdorf haben die Tiere alle Freiheiten. „Sie können auch selbst entscheiden, ob sie im Stall oder auf der Wiese ablammen, also ihren Nachwuchs auf die Welt bringen.“ Fast alle Muttertiere wählen die freie Natur – mit Folgen für die Landwirtin. Einige Lämmer kamen auf der schneebedeckten Weide zur Welt. Und schon hieß es, die Tiere würden nicht gut gehalten werden.

„Dann erhielt ich auch noch die Mitteilung, dass ein verblutetes Schäfchen im Gebüsch hängen würde“, berichtet Urban kopfschüttelnd. Weitere Schritte gegen die Bäuerin seien deshalb in die Wege geleitet worden. Urban, die gerade auf dem Weg zum Stall war, sah nach.
Das vermeintlich zu Tode gekommene Tier war die Nachgeburt, die sich in den Büschen verfangen hatte. Das Lamm selbst war wohlauf und ließ sich die erste Milch bei seiner Mutter schmecken. „Die Nachgeburt lass’ ich immer dort, wo sie ist“, sagt Urban. Entweder fressen sie die Schafe selber oder der Fuchs holt sie sich. „Dafür lässt er die Lämmer am Leben.“
Jungbäuerin wehrt sich gegen Anzeigen: „Kann sich jederzeit mit mir in Verbindung setzen“
Die Jungbäuerin hat nun einen Zettel, der diesen Vorgang erklärt, an die Scheunentüre gehängt. „Meine Telefonnummer steht dabei – man kann sich also jederzeit direkt mit mir in Verbindung setzen.“ Trotz allen Ärgers, den eine Anzeige mit sich bringt, hat Urban auch Verständnis. „Ich kann die Leute verstehen, die draußen im Schnee stehen und frieren, aber die nicht nachvollziehen können, dass die Schafe eben nicht frieren.“
Dass alles in Ordnung ist, dafür sorgen regelmäßige Kontrollen. „Der Mörzhof wird als Biobetrieb bei Naturland geführt. Die vergewissern sich immer wieder, dass alles seine Richtigkeit hat“, berichtet Urban.
„Daher wird auch hier die Schafhaltung vor Ort angeschaut und bewertet. Bislang gab es keinerlei Beanstandungen.“ Zum gleichen Schluss kam das Veterinäramt. „Es gab nichts zu beanstanden“, bestätigt Landratsamtsprecherin Marlis Peischer. „Frau Urban schaut regelmäßig nach den Tieren. Sie sind versorgt und haben auch die Möglichkeit, sich zurückzuziehen.“
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