So sieht Berg am Laims erstes Wappen aus


Der 19-jährige Einheimische Ivan Jurcec präsentiert für Berg am Laim seinen durchdachten Wappenvorschlag.
Berg am Laim – Seit ein paar Wochen hat sich der ein oder andere Berg am Laimer beim Spaziergang bereits gewundert, was für Aufkleber neuerdings dort an so manchem Laternenpfahl kleben. Marienkäfer und Ziegelsteine, blau umrandet, schlicht betitelt mit „Berg am Laim“ in altdeutscher Schrift. Ist das eine neue Fußballmannschaft oder eine neue Kindergartengruppe, die Berg am Laimer Marienkäfer? Doch weit gefehlt: Die Sticker zeigen ein potentielles Wappen für den Stadtbezirk Berg am Laim. Entworfen vom 19-jährigen Ivan Jurcec, der seit seiner Geburt in Berg am Laim wohnt und derzeit auf der Suche nach einer Arbeitsstelle rund um Fahrradtechnik ist.
Bereits als Jugendlicher war er sehr weltgeschichtlich interessiert, inklusive Flaggen, Wappen und Symbolen, erzählt der junge Mann. „Angetrieben wurde ich dann im Sommer 2020 durch die Frustration über den Truderinger Acker, der bebaut werden sollte, was vielen Menschen in Berg am Laim gar nicht gefallen hat“, erinnert er sich. Also machte sich der damals 16-Jährige an das Designen eines Wappens für seinen Heimatbezirk.
Ein Marienkäfer brachte ihn auf die Idee
Doch welches Tier, welcher Gegenstand oder welches Symbol beschreibt Berg am Laim am besten? „Es klingt fast wie ein Klischee, aber dann ist mir draußen beim Spazierengehen ein roter Marienkäfer zugeflogen. Die stehen für Glück und ich fand sie schön, also habe ich es dann mal ausprobiert und es hat sich bis heute bewährt“, resümiert Jurcec. Drei Jahre dauerte es, bis der Berg am Laimer zufrieden mit seinen Entwürfen und Skizzen war und sich traute, sein Werk in Form von Aufklebern der Öffentlichkeit zu präsentieren. Unter anderem in der lokalen Facebook-Ortsgruppe erlangte das Wappen dadurch bereits erste Berühmtheit.
„Die drei roten Siebenpunkt-Marienkäfer stehen für die einzelnen Bestandsorte von Berg am Laim beziehungsweise auch deren Glück und Stärke. Die Art und Weise, wie sie sich alle gegenseitig ansehen, zeigt die Brüderlichkeit und den Zusammenhalt“, erklärt der 19-Jährige das finale Motiv. Der untere Käfer stehe für Josephsburg, der linke für Echarding und der rechte für Michaeliburg.
Marienkäfer als komplettes Wappennovum
Die grünen Punkte, die Josephsburg und Echarding überlappen, symbolisieren laut Jurcec Baumkirchen: „Für dieses Design habe ich mich bewusst entschieden, da Baumkirchen auf der Karte der Stadtbezirke von München nicht direkt zu sehen ist, allerdings auf den Gebieten von sowohl Josephsburg als auch Echarding existiert.“ Während auf vielen anderen Wappen meist eher größere Tiere des Waldes wie Adler, Bären, Schweine oder Hirsche zu sehen sind, kam Jurcec bei seiner Recherche bisher kein einziger Marienkäfer unter. Ein komplettes Novum in der Wappengeschichte quasi.
Und auch bei der Farbauswahl auf seinem Entwurf hat sich der Designer Gedanken gemacht: „Die Farbe Grün ist kein Zufall, denn sie steht hierbei für das Gedeihen, etwas, was auf Baumkirchen in Bezug auf Berg am Laim zutrifft, denn in der Geschichte findet Berg am Laim seinen Anfang bei Baumkirchen“, so der Hobby-Historiker.
Ziegelsteine als Symbol für die Geschichte Berg am Laims
Über den drei Insekten befinden sich auf Jurcecs Wappenentwurf drei rote Rechtecke — Ziegelsteine, erklärt er: „Die symbolisieren die Geschichte Berg am Laims, welche bekanntlich auf den starken Lehmvorkommen und den alten Ziegeleien beruht. Die goldenen Blüten des Kranzes aus Alpen-Sonnenröschen, der die Ziegel umrankt, symbolisieren Heimat und Wärme.“
Die Weise, wie sich der Kranz um die Ziegel rankt, symbolisiere, dass sich altes Leben, alte Geschichten, neues Leben und neue Geschichten im Angesicht der Zeit um die Geschichte Berg am Laims „ranken“, so Jurcecs Erklärung, Und natürlich dürfen auch die Gewässer nicht fehlen: Darum stehe der blaue Rahmen des Wappens für Pachem und den Hachinger Bach.
Offiziell darf es kein Wappen geben
Dem Bezirksausschuss sowie Oberbürgermeister Dieter Reiter habe er Berg am Laims neues potentielles Wappen bereits zugesandt, erklärt Jurcec, die Behörden stellten jedoch klar, dass Stadtbezirke gar kein Wappen führen können. Nur Gemeinden können ihre geschichtlichen Wappen und Fahnen führen.
Ein Stadtbezirk wie Berg am Laim ist aber keine Gemeinde, sondern quasi nur ein Gemeindeteil. Darum hängt an den Maibäumen meist das Münchner Kindl, da bis zur Eingemeindung Berg am Laims 1913 kein Wappen vorhanden war. Somit gebe es dementsprechend nun gar nicht erst die Möglichkeit für ein „offizielles“ Wappen. „Offiziell“ gelte es dabei zu betonen, merkt der Hobby-Historiker an, da etwa laut Stadtarchiv der Bezirk Trudering seit 1938 zwar einen Wappenentwurf mit drei blauen Pflugscharen besitze, dieser jedoch nie „offiziell“ wurde aber trotzdem seit 1977 „inoffiziell“ den Maibaum schmücke.
Maibaumfreunde beraten über Wappen
Deshalb habe der Berg am Laimer auch bereits beim örtlichen Maibaumverein angefragt, ob das Wappen den nächsten Baum zieren könnte. „Die meinten bisher nur, dass sie darüber reden“, berichtet Jurcec.
Bis dahin hofft er, dass sich das Wappen per Mundpropaganda in dem Bezirk weiter positiv verbreitet, sodass es sich die Stadt vielleicht nochmal überlege. Doch egal ob „offiziell“ oder „inoffiziell“, ein Wappen hat Berg am Laim nun allemal.