Neuer Herausgeber ist LMU-Professor und ehemaliges SED-Mitglied


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Von: Adriano D’Adamo

Der LMU-Professor Michael Meyen ist der neue Herausgeber der Wochenzeitung „Demokratischer Widerstand“. Die Autoren der Zeitung werden vom Verfassungsschutz beobachtet.

München – Die Querdenker-Wochenzeitung „Demokratischer Widerstand“ wurde Anfang 2020 von Extremisten und Anhängern von Verschwörungsideologien gegründet. Teile des Autorenteams werden vom Verfassungsschutz beobachtet, berichtet t-online. Die Wochenzeitung gab am 19. März mit Michael Meyen einen neuen Herausgeber bekannt. Brisant: Meyen ist Autor für die Wochenzeitung und Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU).

Der LMU-Professor auf einer Podiumsdiskussion während des Deutschen Fachjournalistenkongresses.
Der LMU-Professor auf einer Podiumsdiskussion während des Deutschen Fachjournalistenkongresses. © imago / ecomedia/robert fishman

Professor verbreitete Verschwörungsideologien: Er darf weiterhin an der LMU lehren

Michael Meyen ist seit April 2002 Professor für allgemeine und systematische Kommunikationswissenschaft an der LMU in München, wie die Universität auf ihrer Homepage selbst angibt. Ende der 80er Jahre trat er der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands in der DDR bei, was Meyen in seiner Biografie „Das Erbe sind wir“ erzählt. Meyen schrieb neben seinen eigenen Werken und Publikationen auch Texte für den „Demokratischen Widerstand“, aber wurde bereits davor auffällig hinsichtlich Verschwörungsideologien. In einer Präsentation für die LMU gab er Verschwörungsideologen als seine herangezogenen Quellen an. Er führte und präsentierte Interviews unter anderem mit dem Schauspieler Volker Bruch. Volker Bruch rief die Aktion #allesaufdentisch ins Leben, wo Künstler in Interviews vermeintliche Experten zur Politik bezüglich des Coronavirus befragten.

2018 führte der Professor ein Interview mit dem Verschwörungsideologen Ken Jebsen. Daraufhin reagierte die Universität. Kollegen und die Leitung des Instituts für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der LMU distanzierten sich von Meyen, wie die Zeit Campus berichtete. Als Grund nannten sie, dass er wissenschaftliche Standards missachte. Im persönlichen Gespräch mit den Kollegen sei Meyen nicht auf deren Kritik eingegangen und hat aufgehört, mit ihnen zu reden. Der Professor darf jedoch weiter an der Universität lehren. Seine Tätigkeit bei der Wochenzeitung stieß auf viel Widerstand und Kritik

„Demokratischer Widerstand“: Autoren werden vom Verfassungsschutz beobachtet

Der LMU-Professor ist nicht der einzige Herausgeber der Wochenzeitung „Demokratischer Widerstand“. Giorgio Agamben ist ein Philosoph und Herausgeber. Er verglich die Corona-Maßnahmen der Regierung mit dem nationalsozialistischen Regime der 30er Jahre. Neben Meyen und Agamben sind auch Hendrik Sodenkamp und Anselm Lenz Mit-Herausgeber der Wochenzeitung. Beide standen bereits vor Gericht. Sodenkamp hat den ehemaligen Gesundheitsminister Jens Spahn als kokainsüchtig bezeichnet und Lenz wurde eine Mitverantwortung zugesprochen. Sie waren es auch, die Meyen als Herausgeber in einem Video auf YouTube vorstellten.

Weitere Autoren werden vom Verfassungsschutz beobachtet und sind teilweise Ideengeber für die „Neue Rechte“, wie t-online berichtet. Die „Neue Rechte“ ist ein Netzwerk, das auf dem „Gedankengut der Konservativen Revolution der Weimarer Republik stützt“ und „mit einer Kulturrevolution von rechts einen grundlegenden politischen Wandel vorantreiben will“, erklärt die Bundeszentrale für politische Bildung.

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Drei nennenswerte Autoren der Wochenzeitung „Demokratischer Widerstand“ sind Jürgen Elsässer, Anselm Lenz und Götz Kubiitschek. Jürgen Elsässer ist der Chefredakteur des rechtspopulistischen Magazins „Compact“. Elsässer positioniert das Magazin als Sprachrohr für die AfD und Pegida. Anselm Lenz ist eine bekannte Vertreterin von Verschwörungsideologien. Götz Kubitschek ist einer der Mitbegründer des „Instituts für Staatspolitik“. Diese private Einrichtung wurde vom sächsischen Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestuft.

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Quellenlink https://www.tz.de/muenchen/stadt/widerstand-neuer-herausgeber-lmu-professor-ehemaliges-sed-mitglied-92183183.html?cmp=defrss