Münchner Traditionsgeschäft schließt – „Wir haben es wirklich versucht“


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Von: Leoni Billina

Daniela Greilinger (li.) und Burgi Oberlechner sind langjährige Mitarbeiterinnen von Jeans Kaltenbach
Daniela Greilinger (li.) und Burgi Oberlechner sind langjährige Mitarbeiterinnen von Jeans Kaltenbach © Sigi Jantz

Immer mehr Läden in der Münchner Innenstadt schließen. Jetzt erwischt es Jeans Kaltenbach. Nach 70 Jahren schließt der Traditionsladen an der Herzogspitalstraße.

München – Burgi Oberlechner steht hinter dem Verkaufstresen im Jeans Kaltenbach. Sie packt eine Hose in eine Tüte, überreicht sie einem Herrn und verabschiedet den Kunden. Schade: Viele Ladenbesucher wird sie dort nicht mehr bedienen – denn das Kult-Geschäft an der Herzogspitalstraße gibt auf. „Wir haben wahrscheinlich noch bis Ende April, Anfang Mai geöffnet“, sagt Oberlechner. Dann ist nach 70 Jahren Schluss.

Das Münchner Traditionsgeschäft hatte schon länger finanzielle Probleme

Zu kämpfen hatte das Geschäft schon länger. Vor zwei Jahren meldete Jeans Kaltenbach Insolvenz an, schloss die Filiale an der Sendlinger Straße. „Es ist so schade. Wir haben wirklich viel versucht, aber nichts hat funktioniert“, sagt Oberlechner. Während Corona habe sich das Kaufverhalten der Leute noch mehr Richtung Onlinehandel verschoben, hinzu würden jetzt auch noch die hohen Energiekosten kommen: „Unsere Rechnung war im Januar doppelt so hoch als sonst.“ Und die Inflation! Viele Leute würden kaum noch Einkaufen gehen, sich das Geld lieber sparen.

Den Familienbetrieb gibt es bereits seit 70 Jahren, nun schon in zweiter Generation geführt. „Nach über 40 Jahren im Familienbetrieb fällt eine solche Entscheidung, trotz langer Überlegung, sehr schwer“, sagt Geschäftsführer Norbert Kaltenbach. Sein Vater Adolf Kaltenbach hatte die Firma 1953 gegründet. Angefangen hatte es mit einem Geschäft an der Damenstiftstraße, 1971 dann der Umzug an die Herzogspitalstraße.

Münchner Jeans Kaltenbach: Die Mitarbeiter arbeiten teils seit Jahrzehnten

„Es ist einfach sehr, sehr traurig“, sagt Daniela Greilinger. Sie hat vor 35 Jahren ihre Lehre in dem Betrieb gemacht, seitdem immer dort gearbeitet. „Man merkt, dass es ein Familienbetrieb ist. Man ist immer gut miteinander ausgekommen. Hier hat einfach alles gepasst.“

Auch Norbert Kaltenbach sagt, er habe die gute und familiäre Zusammenarbeit immer geschätzt. „Nachdem wir Mitarbeiter im Betrieb haben, die teils drei oder vier Jahrzehnte beschäftigt sind, fiel es mir umso schwerer, die Entscheidung über die Schließung des Unternehmens bekannt zu geben“, sagt er.

Noch hat das Geschäft allerdings geöffnet – heute startet der große Ausverkauf: 30 Prozent auf alles, teilweise gibt’s sogar 70 Prozent Nachlass.

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