Münchner Institution steht vor dem Aus


Der Spielbetrieb ist bis auf Weiteres eingestellt, die Zukunft der Lach- und Schießgesellschaft bleibt ungewiss.
München – „Aufgestaut“ heißt das aktuelle Programm des Ensembles der Münchner Lach- und Schießgesellschaft – eine Vokabel, die offensichtlich auch gut passt zu dem Streit hinter den Kulissen des traditionsreichen Kabaretttheaters, das im Jahr 1956 von Dieter Hildebrandt (1927- 2013) mitgegründet wurde. Denn dem Etablissement mit seinen rund 100 Plätzen droht das Aus.
Die Mehrheit der Gesellschafter habe sich entschlossen, „den Spielbetrieb bis auf Weiteres einzustellen“, heißt es in einer am Montag (13. Februar) veröffentlichten Pressemitteilung. Und zwar, „um die rechtlichen und finanziellen Auswirkungen der bestehenden Situation zu überprüfen“. Der „Laden“, wie er von vielen nicht nur in Schwabing liebevoll genannt wird, ist zu. Gesellschafter sind derzeit der Kabarettist Bruno Jonas (70), der einst selbst im Ensemble der Lach & Schieß war, außerdem Laila Nöth (28), die Tochter des Münchner „Hallenkönigs“ Wolfgang Nöth (1943-2021) sowie Stefan Hanitzsch (46), Sohn des Karikaturisten Dieter Hanitzsch.
Lach- und Schießgesellschaft in München: „Schwierige Bilanzsituation“ Ende 2022
Hanitzsch hatte von Till Hofmann (52), der auch Betreiber des benachbarten Lustspielhauses ist, im Herbst des Jahres 2021 sowohl die Anteile als auch den Posten des Geschäftsführers übernommen. Mitten in der Pandemie mit ihren Einschränkungen für den Spielbetrieb plante Hanitzsch unter anderem, Auftritte im eigens dafür gebauten Tonstudio mitzuschneiden und per Stream zu verbreiten. Das, so legt nun das Schreiben von Jonas und Nöth nahe, habe nicht wie erwartet funktioniert, die Auswirkungen von Corona hätten insgesamt bis Ende 2022 „zu einer schwierigen Bilanzsituation geführt“.
Schon 2017, noch in der Ära Hofmann, habe die finanzielle Situation „nur durch die Veräußerung des vollständigen Archivs der Gesellschaft an die Monacensia“ stabilisiert werden können, betont der Kabarettstar. Die wirtschaftliche Schieflage führte bereits im Herbst zur Abberufung Hanitzschs als Geschäftsführer, seine Aufgaben nahm als Interimsgeschäftsführerin Jonas’ langjährige Agentin Roswitha Seelos wahr, was „jedoch bisher zu einem wenig aussichtsreichen Ergebnis geführt hat“. Auch als Gesellschafter sollte Hanitzsch abgelöst werden, wogegen er sich gerichtlich wehrt. Während die Gesellschafter, so ist zu hören, nur noch per Anwalt miteinander kommunizieren, spitzte sich die Situation im „Laden“ nach der Jahreswende zu.
Bruno Jonas: „Bin traurig und deprimiert, wie das gelaufen ist“
Das Büroteam, so heißt es, habe gestreikt, zuletzt, so berichtet ein Insider, sei auch noch „das Gastroteam abhandengekommen“. Nur das Ensemble – Christl Sittenauer, Sebastian Fritz und Frank Klötgen – sei zuletzt noch aufgetreten, vor ausverkauftem Haus. Während es Gerüchte gibt, dass Medienunternehmer Helmut Markwort (86) die Anteile Stefan Hanitzschs übernehmen soll, lässt dieser auf Anfrage unserer Zeitung wissen, er sei bereit, weiterhin Verantwortung zu übernehmen. Er habe „Leute an der Hand, die sofort loslegen können“. Das müsse aber schnell passieren.
Auch Jonas „möchte, dass es weitergeht“, es „tue ihm leid für den ,Laden’“. Das Hauptproblem sei das Fehlen eines Geschäftsführers, der von ihm favorisierte Bewerber habe „kurzfristig abgesagt“. Ob und wann es weitergeht, sei offen. Nur so viel: „Ich bin traurig und deprimiert über die Art und Weise, wie das gelaufen ist.“