Metzgerei Schatz gibt nach 77 Jahren Familienbetrieb auf


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Fast acht Jahrzehnte sorgte die Metzgerei Schatz in Ebermannstadt für frische Fleisch- und Wurstspezialitäten. Doch nun macht Alexander Schatz Schluss.

Ebermannstadt – 2005 hat Inhaber Alexander Schatz die Metzgerei nach dem Tod seines Vaters in der vierten Generation übernommen. Er war damals gerade einmal 20 Jahre alt. Über viele Jahre hinweg bildete er zusammen mit seinem Großvater, seiner Großmutter, seiner Mutter, seiner Schwester und einem engagierten Team das Herzstück der Metzgerei.

Gemeinsam versorgten sie ihre Kunden mit frisch zubereiteten Grillspezialitäten, leckeren Fleischgerichten und der in der Region bekannten hausgemachten Schatz-Bratwurst. Am 30. September muss die langjährige Metzgerei nach 77 Jahren im Familienbetrieb schließen.

Inhaber Alexander Schatz und die Metzgerei-Filiale in Ebermannstadt.
Inhaber Alexander Schatz hat den Familienbetrieb in vierter Generation im Alter von 20 Jahren übernommen. Nun muss die Metzgerei wegen der enormen Arbeitsbelastung aufgeben.  © Metzgerei Schatz

80 Stunden Arbeit an sechs oder sieben Tagen in der Woche: Metzgerei-Inhaber Schatz will so nicht weitermachen

„Früher hatten wir noch eine Belegschaft von 18 Mitarbeiter. Aber in den letzten Jahren sind es immer weniger geworden, bis wir schließlich nur noch zu fünft waren“, erzählt Alexander Schatz rückblickend. In den schweren Zeiten nach dem Verlust seines Vaters haben viele Familienmitglieder tatkräftig mitangepackt. „Da haben wir 12 bis 14 Stunden am Tag gearbeitet und uns nicht beschwert, weil es einfach nicht anders ging. Überstunden waren normal“, so Schatz weiter.

Auch die letzten Jahre waren für ihn nicht einfach. Aufgrund des akuten Personalmangels musste er bis zu 80 Stunden an sechs oder sieben Tagen in der Woche arbeiten. Doch so will er nicht weitermachen. Sein Vater starb mit 47 Jahren, seine Mutter mit 61. „Beide haben alles für den Betrieb gegeben und sind sehr jung gestorben. Wenn ich nicht aufpasse, geht es mir nicht anders. Das macht so einfach keinen Spaß mehr“, sagt der Metzgermeister. Erst kürzlich hat ein Dachauer Wirt eine Idee gegen den Fachkräftemangel getestet, um der Schließung zu entgehen.

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150.000 Euro Neuinvestitionen notwendig: Finanzieller Aufwand für Inhaber Schatz nicht tragbar

Nicht nur der Fachkräftemangel bereitete dem Familienbetrieb zuletzt Sorgen. Auch steigenden Energie- und Rohstoffkosten sowie zahlreiche notwendige Neuinvestitionen stellten die Metzgerei vor große finanzielle Herausforderungen. „Ich hätte in eine neue Kühlanlage, einen neuen Verdampfer und eine Räucherkammer investieren müssen. Das hätte mich rund 150 000 Euro gekostet“, berichtet Schatz. Zusätzlich dazu hat sich die Esskultur in den letzten drei Jahren erheblich verändert, was zu einem spürbaren Rückgang der Nachfrage führte. „Das alles hätte die finanzielle Belastung untragbar gemacht“, erzählt der zweifache Familienvater.

Auch in Zukunft wird er in einer großen Familienmetzgerei mit acht Filialen arbeiten – aber nur noch als Angestellter. 40 statt 80 Stunden, und vielleicht geht es dann endlich wieder mit der Familie in den Urlaub. „Da kann ich weiterhin meinen Partyservice anbieten und meine hausgemachte Schatz-Bratwurst verkaufen“, erzählt der 40-Jährige. Ein neuer Pächter für die Metzgerei in Ebermannstadt wird weiterhin gesucht.

Nach 77 Jahren Familienbetrieb: Metzgerei Schatz zieht Schlussstrich

Aber auch nach all den herausfordernden Jahren erinnert sich Alexander Schatz gerne an die Zeit in unserem Familienbetrieb zurück. In den letzten Wochen haben noch einmal zahlreiche Stamm-Kunden in der Metzgerei eingekauft. „Vor allem meine in der Region bekannte Schatz-Bratwurst war bei den Leuten sehr gefragt, sie haben sie regelrecht gehamstert, um Vorrat anzulegen“, erzählt er. Die Entscheidung, den Betrieb zu schließen, sei ihm natürlich nicht leicht gefallen. Aber im Hinblick auf seine Gesundheit und das Wohlergehen seiner Familie sei es die richtige gewesen. (fr)



Quellenlink https://www.tz.de/muenchen/region/auf-metzgerei-schatz-gibt-nach-77-jahren-familienbetrieb-92548971.html