Immer mehr Katzen landen im Tierheim, weil Besitzern das Geld fehlt


Eine neue Gebührenordnung der Tierärzte hat die Behandlungskosten in die Höhe schießen lassen. Viele Katzenhalter können sich das nicht mehr leisten und müssen ihr Tier weggeben – ins Tierheim.
München – Bärli, 15 Jahre, Besitzerin war in massiver Geldnot, Kater kam vollkommen verwahrlost ins Tierheim. Katerle, 16 Jahre, abgegeben wegen Durchfall, Tierarzt konnte nicht bezahlt werden. Fresco, neun Jahre, Verdacht auf Blutdruckerkrankung, Halter hatte kein Geld mehr für ihn – Abgabe. Nur drei Schicksale von Dutzenden, die einem das Herz brechen.
Weil Katzenhalter sich die hohen Tierarztkosten nicht leisten können, sehen sie oft keinen anderen Ausweg mehr, als sich von ihrem Tier zu trennen. „Seit die neue Gebührenordnung der Tierärzte in Kraft getreten ist, werden bei uns immer mehr Katzen abgegeben“, bestätigt Sprecherin Kristina Berchtold.

Entwicklung in München: Tiere teils nicht mehr aus der Klinik abgeholt
2023 seien dem Tierheim bereits 59 Katzen gebracht worden. „Und 23 Fundkatzen wurden aufgenommen, bei denen man von Aussetzung ausgehen muss.“ Die meisten Tiere haben viel Leid hinter sich. „Da gibt es Dramen, dass Katzen in der Klinik behandelt werden, und nachdem die Kosten vorliegen, die Tiere nicht mehr abgeholt werden.“ Eine Operation könne schnell in die Tausende gehen.
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Gebührenordnung der Tierärzte überarbeitet
Im November 2022 wurde die Gebührenordnung der Tierärzte (GOT) überarbeitet, was einen eklatanten Kostenanstieg für viele Leistungen zur Folge hatte. Zahlten Katzenhalter bisher zum Beispiel (bei einfacher Abrechnung) 8,98 Euro für eine allgemeine Untersuchung mit Beratung, sind es seit November 23,62 Euro – fast dreimal so viel. Die Kastration einer Katze kostet jetzt 89 Euro, früher waren es 76,97 Euro.
Expertin rät zur Haustierversicherung
Je nach Schwere des Falles, Zeitaufwand, Zeitpunkt der Behandlung (etwa bei Notdienst) und anderen Rahmenbedingungen können Tierärzte für den Eingriff auch einen bis zu viermal höheren Betrag ansetzen. Hinzu kommen weitere Kosten, wie zum Beispiel für Medikamente, Narkose, Verbrauchsmaterial. Beträge, die sich aufsummieren und für viele nicht mehr stemmbar sind. Die Erhöhung sei notwendig gewesen, sagt indes Dr. Ursula von Einem vom Bundesverband praktizierender Tierärzte. „Nötig wurde die Novellierung, weil viele heute üblichen Leistungen gar nicht in der alten GOT von 1999 erfasst waren und die angegebenen Gebühren längst nicht mehr für einen vernünftigen wirtschaftlichen Preisrahmen für Tierarztpraxen und Kliniken sorgen konnten.“ Berchtold rät zur Vorsorge: „Wir empfehlen, frühzeitig eine Haustierversicherung abzuschließen. Je jünger und je weniger vorbelastet das Tier ist, desto günstiger ist der Tarif.“