Herbert Grönemeyer gelingt, was in München nie so richtig einfach ist


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Von: Katja Kraft

Schafft auch nicht jeder. Wenn selbst die Münchner für den VfL Bochum jubeln, muss es Herbert Grönemeyer sein.

München – Der erste Strike geht gegen dich, Corona. Nimm das! Auftritt Herbert und erstmal Siegerpose. Denn: Vor genau einem Jahr musste er sämtliche Konzerte seiner „20-Jahre-Mensch“-Tour wegen der Pandemie absagen. Und jetzt: 13.000 Menschen in der Münchner Olympiahalle. Ausverkauft. „Manchmal legt der Tau sich auf mich/ Und dann werd‘ ich leise traurig, weil ich glaube nicht/Dass alles so schön ist, wie es ist“, beginnt Grönemeyer gerührt, beglückt, verzaubert. „Tau“, eins der schönsten Lieder seines neuen Albums, gibt den Takt vor für das umjubelte Konzert am Donnerstagabend.

Herbert Grönemeyer in München: Bei Lied drei sitzt wirklich keiner mehr

Und sogleich schafft er, was in München nie so richtig einfach ist: Der 67-Jährige kriegt das manchmal arg übersättigte Olympiahallen-Publikum sofort. Bei Lied drei sitzt hier wirklich keiner mehr, der zwei Beine hat, die stehen, tanzen, hüpfen können. Von Sekunde eins an „Sekundenglück“. Kapiert kein Mensch, warum der Grönemeyer nicht mehr im Stadion ein paar Meter weiter auftritt. Hat er früher mühelos auch zwei Tage in Folge gefüllt.

Grönemeyer in München
Herbert Grönemeyer ließ es in der Münchner Olympiahalle krachen. © Adrian Vallejos

Sei’s drum. Macht er sich eben die sterile Halle zur Arena. Und berserkert darin unermüdlich wie ein quietschfideler tanzender Stierkämpfer. Hier darf das Herzblut fließen, tut keinem weh – sondern sichtlich ziemlich gut. Selig liegen sie sich in den Armen, wenn er neue und alte Liebesliederperlen von „Herzhaft“ bis „Der Weg“ anstimmt.

„Kopf hoch, tanzen“: Grönemeyer liefert vollen Körpereinsatz

Dabei spielen die Texte gar nicht immer die ganz große Rolle. Beim neuen „Das ist los“ ist der ziemlich wortreich-kompliziert. Manches verschluckt der typische Grönemeyer-Slang. Die Energie überträgt sich dennoch unmittelbar. Endlich wieder 100 Prozent Grönemeyer-Strom. Heizt schneller ein als jede Wärmepumpe. Der Sänger pumpt aber mindestens genauso heftig. Zweieinhalb Stunden verspricht die Setlist. Und auch wenn das Konzert bis Redaktionsschluss noch lief, kann man davon ausgehen, dass er mindestens zweieinhalb Stunden geliefert hat.

Mit vollem Körpereinsatz. Sein Amüsement über den eigenen unnachahmlichen Tanzstil gehört dazu wie das Brötchen zur Currywurst. „Kopf hoch, tanzen“ – gewissermaßen der Leitspruch für jedes Grönemeyer-Konzert. Wie heißt‘s in dem gleichnamigen Song? „Heb dir das Beste nicht immer bis zuletzt auf.“ Tut er ganz bestimmt nicht. Deshalb gleich zu Beginn der Superhit: „Bochum“, samt Steigerlied und dem obligatorischen Saxophon-Solo. Die Reise durch die Achtziger geht weiter über „Männer“, „Was soll das“, „Vollmond“. Beim Herbert-Hit-Mix lässt er die Halle mitunter den gesamten Refrain alleine singen. Schafft auch nicht jeder. Wenn selbst die Münchner für den VfL jubeln, muss es Herbert Grönemeyer sein. Die Herzen schwappen über – Strike!

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Quellenlink https://www.tz.de/muenchen/kultur/performance-konzertkritik-herbert-groenemeyer-muenchen-olympiahalle-auftritt-92303593.html