Hector-Wissenschaftspreis 2022 für Prof. Dr. Christian Haass aus Icking


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Von: Bettina Sewald

Koryphäe in der Alzheimerforschung: Prof. Dr. Christian Haass aus Icking. 33 Jahre Forschungsarbeit
Koryphäe in der Alzheimerforschung: Prof. Dr. Christian Haass aus Icking. 33 Jahre Forschungsarbeit © ina

Hohe Auszeichnung für Alzheimer-Forscher Prof. Dr. Christian Haass: Die Arbeit des Ickingers würde mit dem Hector-Wissenschaftspreis 2022 gewürdigt.

Icking – Alzheimer-Forscher Prof. Dr. Christian Haass darf sich einmal mehr über eine hohe Auszeichnung freuen. Ende Januar wurde der Ickinger mit dem Hector-Wissenschaftspreis 2022 (siehe kleiner Kasten) ausgezeichnet. Die Verleihung des mit 150 000 Euro dotierten Preises für seine „hervorragenden Forschungsleistungen“ erfolgte im Rahmen einer würdigen Feierstunde im Europäischen Hof in Heidelberg. Damit gehört der 62-Jährige jetzt zu einem hochkarätigen Kreis von Wissenschaftlern, die sich „Hector Fellow“ nennen dürfen.

Der Preis

Förderschwerpunkt der Hector Stiftung II (www.hector-stiftung.de) ist die Förderung herausragender Forschungsleistungen. Der persönliche Preis wird seit 2009 jährlich vergeben. Damit werden Professorinnen und Professoren deutscher Universitäten und Forschungseinrichtungen für ihr besonderes Engagement in der Lehre und in der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ausgezeichnet. Sie arbeiten in verschiedenen Disziplinen innerhalb der Natur- und Ingenieurwissenschaften, Psychologie und Medizin. Ihre Tätigkeitsfelder reichen dabei von der Erforschung von Zellmechanismen bis hin zur Aufklärung der Galaxienentwicklung.

Hector-Wissenschaftspreis 2022 für Prof. Dr. Christian Haass aus Icking

Im Gespräch mit unserer Zeitung zeigte sich der gebürtige Mannheimer erleichtert: „Insbesondere mit Blick auf die herbe Kritik an der Alzheimer-Forschung, in der nur zu oft wissenschaftliche Fakten ausgeblendet wurden, ist das eine große Genugtuung.“ Klinische Studien hätten jetzt den lange geforderten Beweis für die Amyloid-Kaskade im Patienten geliefert, so Haass weiter. Das Amyloid sei – vereinfacht ausgedrückt – „der Baustein der Plaques.

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Es verhält sich wie ein Nervengift und setzt im Gehirn eine Kaskade von weiteren giftigen Ereignissen in Gang, die im Nervenzelltod und damit verbunden im Gedächtnisverlust resultiert.“ Auch die Entzündung und damit die Immunzellen des Gehirns, an denen er zurzeit forsche, seien Bestandteile dieser Kaskade.

Auszeichnung würdigt 33 Jahre Forschungsarbeit

Für den Biochemiker ist die jüngste Auszeichnung eine wertvolle Bestätigung seiner Arbeit. Haass: „Hier stecken 33 Jahre meines Lebenswerks drin.“ Vorgeschlagen für den Forschungspreis hatte ihn die Ludwig-Maximilians-Universität München. Die – zugegeben nicht ganz ernst gemeinte – Frage, wann er mit dem Nobelpreis rechne, beantwortete der zweifache Familienvater und leidenschaftliche Hobby-Ornithologe souverän: „Bei der gegenwärtigen, sehr angespannten Lage kann das dauern. Aber das wird jetzt ein Thema.“ Leider sei der Erfinder der Impfung, Dale Schenk, 2016 verstorben. Er hätte den Nobel-Preis gemeinsam mit seinem Ex-Chef Dennis Selkoe von der Harvard University verdient gehabt.

Mit Blick in die Zukunft und auf seine Tätigkeit im Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in München sagt Haass: „Wir haben große Fortschritte gemacht und deutliche Hinweise, dass die Immunzellen, eine Art von Fresszellen des Gehirns, schützende Funktionen haben und die Plaque-Bildung verhindern können.“ Erste klinische Versuche stünden nun an. Sein Traum: „Dass wir durch die Aktivierung der Fresszellen die Wirkung der Amyloid-Antikörper verstärken können und so zu einer effizienteren Entfernung der Alzheimer-Pathologie gelangen.“

Zur Person

Christian Haass ist Biochemiker und Neurowissenschaftler mit dem Schwerpunkt Stoffwechselbiochemie. Er studierte von 1981 bis 1985 in Heidelberg Biologie. Ab 1990 arbeitete er zunächst im Labor von Dennis Selkoe an der Harvard Medical School und war dort von 1993 bis 1995 als Assistenzprofessor tätig. Danach wurde er Professor für Molekularbiologie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim. 1999 erhielt er einen Ruf an die Ludwig-Maximilians-Universität München; dort forscht Haass als Lehrstuhlinhaber am Biomedizinischen Centrum (BMC) der Medizinischen Fakultät.

Haass gehört verschiedenen wissenschaftlichen Organisationen an; unter anderem ist er gewähltes Mitglied der European Molecular Biology Organisation und Kuratoriumsmitglied bei der Hans und Ilse Breuer Stiftung. Als Standortsprecher vertritt Haass das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in München. Im Jahr 2003 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt, 2016 zum Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

Haass erhielt zahlreiche wissenschaftliche Preise. Darunter den International Alois Alzheimer Award (2000), den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis (2002), den Ehrendoktor der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich (2010), das Bundesverdienstkreuz am Bande (2014), den Brain Prize (2018) und jetzt den Hector Wissenschaftspreis.

Bettina Sewald



Quellenlink https://www.tz.de/muenchen/region/alzheimer-preis-wissenschaft-christian-haass-fortschritte-mkr-92104630.html?cmp=defrss