Gemeinde Unterhaching prüft Bau von Freiflächen-Photovoltaik und Windenergieanlagen


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Von: Iris Janda

Baut Unterhaching ein Windrad im Perlacher Forst? Der Gemeinderat hat beschlossen, eine Errichtung zu prüfen und sein Interesse daran beim Regionalen Planungsverband zu bekunden.
Baut Unterhaching ein Windrad im Perlacher Forst? Der Gemeinderat hat beschlossen, eine Errichtung zu prüfen und sein Interesse daran beim Regionalen Planungsverband zu bekunden. © Oliver Berg/dpa

Um dem Ziel von der Klimaneutralität 2030 näher zu kommen, hat der Unterhachinger Gemeinderat nun Beschlüsse zum Ausbau der Erneuerbaren Energie gefasst. Beim Thema Freiflächenphotovoltaik war sich das Gremium allerdings uneins. 

Unterhaching – Die Gemeinde Unterhaching möchte bis zum Jahr 2030 klimaneutral sein. Ein ambitioniertes Ziel, auf das die Gemeinde mit verschiedensten Maßnahmen hinarbeitet. Ein entscheidender Faktor auf dem Weg dorthin ist das Thema Energie. Mithilfe mehrerer Beschlüsse in der Septembersitzung des Gemeinderates soll das nun intensiv angegangen werden.

Anlass für den Tagesordnungspunkt waren sowohl die Teilfortschreibung des Landesentwicklungsplans Bayern (LEP) als auch je ein Antrag von den Fraktionen von CSU und SPD. Beim Antrag der Christsozialen aus dem April diesen Jahres ging es um die Prüfung eines Solarzellenparks auf den befestigen Flächen der Autobahnunterführung im Landschaftspark. Zudem wurde die Verwaltung dazu aufgefordert, mit den Eigentümern der landwirtschaftlichen Flächen entlang der Autobahnen A8 und A99 Gespräche über den möglichen Bau von Frei­flächen-Photovoltaik-Anlagen auf deren Grundstücken zu führen.

Der SPD-Antrag vom Juni diesen Jahres beschäftigte sich mit dem Thema Windkraft. Darin wird gefordert, den Bau eines Windrades auf dem Gemeindegebiet im Perlacher Forst anzustreben und die dazu notwendigen Schritte einzuleiten.

Beim Thema Photovoltaik sei klar, dass sich die Kapazitäten auf Freiflächenanlagen gegenüber heute mindestens verzehnfachen müssen, hieß es in der Verwaltungsvorlage. Vorzugsweise sollen dafür versiegelte und vorbelastete Flächen genutzt werden. Der Bereich über der Autobahnunterführung im Landschaftspark sei dafür allerdings nicht geeignet, wie eine Prüfung ergab. Da im Entwicklungskonzept des Landschaftsparks Schaffung und Erhalt der Magerwiesen festgelegt sei, falle der komplette Bereich für Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen weg. Mit dem Landwirten im Ort seien parallel erste Gespräche geführt worden. „Bisher gab es noch keine Interessensbekundungen“, berichtete Amtsleiter Simon Hötzl in der Sitzung. Um Potenzialflächen für Photovoltaikanlagen zu finden, schlug die Verwaltung vor, einen Runden Tisch mit den relevanten Akteuren wie Landwirten, Verwaltung, Bürgerenergie, Energieagentur und Agenda21 zu organisieren. Zudem soll überprüft werden, ob sich die landwirtschaftlichen Flächen im Gemeindebesitz für eine PV-Freiflächenanlage eignen.

Beim Thema Windkraft möchte die Gemeinde auf regionalplanerischer Ebene tätig werden. Denn die Handlungsmöglichkeiten sind beschränkt, obwohl das„Wind-an-Land-Gesetz“, das im Februar 2023 in Kraft treten soll, Bayern dazu verpflichtet, 1,8 Prozent seiner Fläche für Windkraft auszuweisen. So möchte die Gemeinde gegenüber dem Regionalen Planungsverband sowie Landratsamt und Bayerischen Staatsforsten ihr Interesse daran bekunden, auf gemeindefreien Flächen im Perlacher und Grünwalder Forst Wind­energieanlagen zu errichten. Darüber hinaus soll mit dem umliegenden Kommunen über eine mögliche Zusammenarbeit gesprochen werden.

In der Diskussion gab es besonders beim Thema Freiflächen-Photovoltaik Einwände. Seine Fraktion werde der Prüfung von gemeindeeigenen landwirtschaftlichen Flächen zur Nutzung für Photovoltaik nicht zustimmen, erklärte Alfons Hofstetter von den Freien Wählern. „Wir sind nicht gegen PV, aber wollen eine Zeichen gegen die weitere Vernichtung landwirtschaftlicher Flächen setzen“, erklärte er und ergänzte: „Wir sind der Meinung, PV muss auf die Dächer!“ Korbinian Rausch (CSU) betonte, dass Landwirtschaft und Photovoltaik etwa durch Agri-PV in Einklang gebraucht werden könnten. „Ich stimme zu, dass PV auf jedes Dach gehört, aber das reicht nicht!“, so der Christsoziale. Freiflächenanlagen seien zudem viel einfacher zu realisieren als solche auf Bestandsgebäuden mit Flachdächern wie etwas in der Grünau, ergänzte Armin Konetschny (Grüne). Korbinian Rausch bat darum, dass möglichst zügig der Runde Tisch zusammenkomme. „Bei den bisherigen Gesprächen mit den Landwirten hieß es: ,Solange nicht alle Dächer belegt sind, wollen wir über das andere nicht reden“, berichtete Rathauschef Wolfgang Panzer (SPD). Peter Hupfauer (FDP) forderte, abzuwägen, ob die Gemeinde die raren eigenen Flächen für Photovoltaik verwenden sollte. Er riet dazu, den Blick „über den eigenen Kirchturm“ hinaus zu wagen und Flächen in weniger dichtbesiedelten Gemeinden zu nutzen. „Wenn jeder über eigene Grenzen schaut, dann tut niemand was“, entgegnete Rausch.

„Man sieht an der Diskussion, dass wir eine Menge Gesprächsbedarf haben“, meinte Bürgermeister Panzer abschließend. Gelegenheit dazu besteht im April 2023, wenn nach derzeitiger Planung dem Gremium ein Maßnahmenkatalog zum Klimaschutz zum Beschluss vorgelegt wird. Dieser entsteht im Rahmen des Klimawerkstattprozesses. Zunächst stimmte der Gemeinderat nun einstimmig für den Verwaltungsvorschlag zur Windenergie. Bei Freiflächenphotovoltaik gab es vier Gegenstimmen von der Fraktion Freie Wähler.



Quellenlink https://www.tz.de/muenchen/region/hallo-muenchen/gemeinde-unterhaching-prueft-bau-von-freiflaechen-photovoltaik-und-windenergieanlagen-91875218.html?cmp=defrss