Erdinger Pfarrer legt sich im Radio mit Vatikan an – mit deutlicher Kritik


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Von: Hans Moritz

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Nahm im vom Bayerischen Rundfunk übertragenen Pfingstgottesdienst kein Blatt vor dem Mund: Erdings Stadtpfarrer Martin Garmaier. © Michaele Heske

Erdings Stadtpfarrer redet gerne Klartext. Diesmal war er bayernweit zu hören – nicht allen in der Kirche wird das gefallen haben.

Erding – Erdings Stadtpfarrer Martin Garmaier ist für deutliche Worte bekannt. Seit Jahren positioniert er sich klar gegen Rechts und kritisiert den Umgang der Kirche mit sexuellem Missbrauch in den eigenen Reihen. Nun hat er sich offen mit dem Vatikan und erzkonservativen Kräften in der katholischen Kirche angelegt – und das vor einem Publikum, das weit über die Stadtpfarrkirche St. Johannes hinausging. Garmaier hielt den Gottesdienst am Pfingstsonntag, den der Bayerische Rundfunk live über sein Programm „Bayern 1“ ausstrahlte.

Deutliche Worte des Erdinger Stadtpfarrers – bei Live-Gottesdienst

Er forderte die Gleichstellung der Frau in der Kirche sowie sämtliche Sakramente für wiederverheiratete Geschiedene und gleichgeschlechtliche Ehen. An speziellen Namen und Institutionen machte er seine Kritik nicht fest. Dennoch war klar, gegen wen sich die Worte richteten.

An Pfingsten, dem 50. Tag nach Ostern, wird bekanntlich die Herabkunft des Heiligen Geistes zu den Menschen gefeiert, so wie Jesus es bei seiner Kreuzigung versprochen hatte. Für die Jünger war das das Signal, dass Jesus lebt und regiert.

Zu Beginn seiner Predigt zitierte Garmaier Apostel Paulus: „Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.“ Der Seelsorger erinnerte daran, dass Paulus die Gesetze beachtet haben wollte, gleichzeitig aber „seinen Blick über die Buchstaben des Gesetzes hinaus wagte“. Weiter zitierte: „Der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig“.

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Kritik am Vatikan: Rom lehnte jegliche Liberalisierung ab

Diese Worte übertrug Garmaier auf die katholische Kirche von heute. Unverhohlen kritisierte er den Vatikan für dessen Umgang mit dem Synodalen Weg der Deutschen Bischofskonferenz. Der ist bekanntlich abgeschlossen, und Rom lehnt jegliche Liberalisierung des Kirchenrechts ab. Garmaier erinnerte daran, dass der Synodale Weg von Anfang an von Kritik begleitet gewesen sei – und zog eine Parallele zu Apostel Paulus: „Sehr schnell wurden Buchstaben diverser Gesetze auf den Tisch gelegt, Einwände kundgetan und der Versuch gestartet, vermeintlichen Ängsten mit dogmatischen Argumenten zu begegnen.“ Einige hätten „mithilfe von Buchstaben und Gesetzen versucht, Neues zu verhindern und alte Regeln zu zementieren“.

Garmeier sprach von „Machtspielen innerhalb der Kirche Jesu Christi“. Gottes Geist zeige sich für ihn aber nicht in Buchstaben, Dogmen und Gesetzen, „sondern in der Lebendigkeit des Glaubens und des Lebens“.

Der Vatikan und andere Beharrungskräfte verhinderten, dass sich die „Freiheit, die Christus für uns erwirkt hat“, nicht entfalten könne. Die Freiheit könne sich etwa darin zeigen, „wie die Liebe wiederverheirateter Geschiedener oder gleichgeschlechtlicher Menschen als Geschenk Gottes gewürdigt und gefeiert werden könnte und nicht die Segnung gerade Letzterer abgelehnt und verboten wird“.

Hörenswerte Predigt – und eindrucksvolles musikalisches Programm

Der „wahrhaft göttliche Geist wäre wohl auch dort zu spüren, wo Frauen in der Kirche die volle Anerkennung als in Liebe von Gott geschaffen erfahren und wertgeschätzt würden – und somit die Weihe derselben nicht einfach mit dem Argument abgelehnt wird, Jesus sei ein Mann gewesen“. Es gebe noch viele weitere Beispiele.

Hörenswert war nicht nur die Predigt, sondern auch das musikalisch künstlerische Programm. Der Große Chor und das Orchester der Stadtpfarrkirche boten mit Sopranistin Katharina Peschl und Chordirektor Georg Rothenaicher an der Rieger-Orgel eindrucksvoll Joseph Haydns „Missa Johannes de Deo“, besser bekannt als „Kleine Orgelmesse“, dar. (ham)

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Quellenlink https://www.tz.de/muenchen/region/erding-pfarrer-legt-sich-im-radio-mit-vatikan-an-martin-garmaier-synodaler-weg-segen-wiederverheiratete-92310326.html