Dieser Mann bei der FEZ kümmert sich seit 26 Jahren um Notrufe


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Von: Raffael Scherer

FEZ Mitarbeiter Eric Bayer
FEZ Mitarbeiter Eric Bayer ist Dienstältester. © privat

In der Feuerwehr­einsatzzentrale im Landkreis München ist Eric Bayer aus Gräfelfing Dienstältester.

Landkreis – Heute ist es windig, trotzdem hatte Eric Bayer bisher nur einen sturmbedingten Einsatz. „Es ist eben tagesabhängig“, kommentiert der 52-Jährige, da er bereits mit viel mehr Meldungen gerechnet hatte. Aber genau das macht ihm Spaß an der Arbeit in der Feuerwehr­einsatzzentrale (FEZ): Kein Tag ist wie der andere.

Vor 27 Jahren sah Bayer eine Stellenanzeige der FEZ in der Zeitung. „Und dann dachte ich mir, ich versuche einfach, mein Hobby zum Beruf zu machen und hatte das Glück genommen zu werden“, erinnert er sich an seinen ersten Tag in der FEZ am 1. Januar 1997. Heute ist der Gräfelfinger dort der stellvertretende Leiter —und Dienststellenältester. Und von seiner abwechslungsreichen Dienstzeit bereut er keinen Tag: „Es war etwa so, wie man es sich vorstellt. Es gibt mal ruhige und mal stressige Tage“, so Bayer. Das bemerkte er bereits in seiner rund dreimonatigen Einarbeitungszeit. Schließlich wisse man nie was kommt, wenn das Telefon läutet. „Aber das ist ja auch der Reiz an der Sache“, sagt Bayer.

Olympische Spiele 1972 gaben Startschuss für FEZ

50 Jahre gibt es mittlerweile die FEZ. Dank der Olympischen Spiele 1972 kam damals die Überlegung auf, wie man die Einsatzkräfte bündeln und gemeinsam verständigen könne. Schließlich hatten damals die 34 Feuerwehren im Landkreis München über 50 verschiedene Telefonnummern. „Damals ist man dann in die Dorfwirtschaft oder zum Dorfgendarm gelaufen, weil die zumindest ein Telefon hatten, das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen“, erzählt Bayer.

Mit der Verbesserung der Technik wurden dementsprechend auch die Anrufe über die Jahre mehr und mehr. Die Leitstelle mit nur einer Person zu besetzen wie in Anfangszeiten wäre mittlerweile undenkbar. Die gestiegenen Einsatzzahlen liegen zum einen daran, dass heutzutage fast jeder Haushalt mit einem Festnetztelefon und Smartphone ausgerüstet ist, anstatt die nächste Telefonzelle suchen zu müssen. Dementsprechend sei das Mitteilungsbedürfnis der Bürger gestiegen, so Bayers Fazit. Da sei auch mal das eine oder andere medizinische Hilfeersuchen dabei, wo eigentlich statt dem Rettungsdienst etwa auch die ärztliche Bereitschaft gereicht hätte.

Auf dem Land andere Probleme als in der Stadt

Auch Fragen rund um Brandschutz, Rauchwarnmelder oder Feuerwehrzufahrten hätten dementsprechend laut Protokoll über die Jahre zugenommen. Jenes wird mittlerweile ebenfalls digital angefertigt und nicht mehr handschriftlich als Tagebuch mit Kugelschreiber geführt. Denn auch bei der FEZ machte der technische Fortschritt nicht Halt. Der zweite Grund für die gestiegenen Anfragen: Die Bevölkerung wisse oftmals bei Problemen nicht mehr, wie sie diese selbst in den Griff bekommen könnte.

Etwa, wo sich in einem Mehrfamilienhaus im stadtnahen Bereich die Gaszufuhr oder der Elektroverteilerschrank befindet. Fällt auf dem Land etwa ein Baum auf die Straße, kommen einfach zwei Anwohner mit der Kettensäge und lösen das Problem. „Das wäre im städtischen Umfeld undenkbar“, sagt Bayer.

Verkehr vermehrte sich über die Jahre

Einen großen Teil der Einsätze bilden ebenfalls nach wie vor Verkehrsunfälle und technische Hilfeleistungen aller Art. Auch diese haben sich durch die verbesserte Infrastruktur und dementsprechend mehr Fahrzeugen auf den Straßen über die Jahre deutlich vermehrt: „Früher war auch Verkehr, aber eben nicht in dem Maße, das ist nun mal der Wandel der Zeit“, sagt der 52-Jährige.

Damals wie heute gilt beim Dienst in der Feuerwehreinsatzzentrale: „Die Düse darf einem nicht gehen. Man muss immer einen kühlen und ruhigen Kopf bewahren, in der Leitstelle genauso wie die Einsatzkräfte vor Ort“, weiß der stellvertretende FEZ-Dienststellenleiter. Dabei ist es egal, ob es sich nur um einen häuslichen Rauchwarnmelder wegen angebranntem Essen im Ofen oder einen Großeinsatz auf der Autobahn handelt. Leider gehören auch tragische Schicksale dazu. Etwa die Meldung über einen Verkehrsunfall, als auf der A99 zwei Menschen in ihrem Fahrzeug verbrannten. „Da kannst du machen was du willst, du wirst den Leuten nicht mehr helfen können. Das ist nicht schön, aber gehört eben auch dazu“, erinnert sich Bayer.

Ehrliches Danke ist unbezahlbar

Doch es gibt auch fröhliche Momente bei der FEZ: „Ein ehrliches Dankeschön ist in der heutigen Zeit unbezahlbar“, sind sich Bayer und seine Kollegen einig. Denn den Menschen zu helfen, darauf richte sich das größte Augenmerk und das sei die Grundlage, warum sowohl die FEZ wie auch die Kollegen vor Ort im Einsatz mit vollem Engagement dabei sind.

Auch 2022 machte sich das bemerkbar, als am Valentinstag auf dem eingleisigen Bahnabschnitt bei Schäftlarn zwischen München und Wolfratshausen zwei S-Bahnen der S7 miteinander kollidierten. Jede verfügbare Hand wurde in der Feuerwehreinsatzzentrale bei dem Unglück dringend gebraucht: Und außer zwei krankheitsbedingten Fällen waren wirklich alle FEZ‘ler verfügbar und machten sich sofort auf zur Dienststelle zum Einsatz: „Das ist nicht selbstverständlich in der heutigen Zeit“, lobt Bayer.

Der nächste Anruf kommt bestimmt

Ob der Dienststellenälteste den Beruf bei der FEZ noch einmal wählen würde, wenn er die Anzeige in der Zeitung sähe? Da braucht Bayer keine Sekunde zu überlegen: „Klar würde ich es nochmal machen“, sagt er und wirft zufrieden schmunzelnd einen Blick aufs Telefon. Denn der nächste Anruf kommt bestimmt.



Quellenlink https://www.tz.de/muenchen/region/hallo-muenchen/dieser-mann-bei-der-fez-kuemmert-sich-seit-26-jahren-um-notrufe-92162510.html?cmp=defrss