Dachau: Hallenbad öffnet trotz Energiekrise – Dachau


Das Badewasser im Dachauer Hallenbad ist schon seit einigen Tagen eingelassen. Und das, obwohl noch am Dienstagnachmittag die Mitglieder des Werkausschusses darüber diskutierten, ob das Bad trotz der gestiegenen Energiepreise überhaupt öffnen soll. Die Entscheidung fiel einstimmig: Das Hallenbad öffnet, wie geplant, am Montag, 19. September. Wegen der Energiekrise wird die Raum- und Wassertemperatur aber um zwei Grad runtergedreht – allerdings nur im Schwimmerbecken, dort liegt sie künftig bei 26 Grad, das Nichtschwimmerbecken wird wie in den vergangenen Jahren auf 32 Grad beheizt. Vor der Entscheidung betonte OB Florian Hartmann (SPD): “Die Temperaturabsenkung bringt wenig, das ist eher Symbolpolitik.”

Trotz gestiegener Strom- und Heizkosten bleiben auch die Eintrittspreise fürs Hallenbad gleich, entschied der Ausschuss. Nur der Eintritt für die angeschlossene Sauna soll “moderat angehoben werden”. Eine Minderheit von zwei Stadträten stimmte sogar dafür, die Sauna komplett zu schließen.

Wegen gestiegenen Energiepreisen kostet das Hallenbad rund 400 000 Euro mehr

Vor der Sitzung hatte sich ein Krisenstab der Stadtverwaltung darüber Gedanken gemacht, welche “großen Energieverbraucher” die Stadt betreibt, dazu gehören das Hallenbad und die Kunsteisbahn. Stadtwerkeleiter Robert Haimerl hatte sich deshalb das “Szenario Hallenbadschließung” genauer angeschaut: Damit könnten etwa 80 Prozent der Energiekosten eingespart werden, denn um Frostschäden zu vermeiden, müsste das Hallenbad weiterhin ein wenig beheizt werden. Mit der Badschließung könnten etwa 326 000 Euro eingespart werden, rechnete Haimerl vor: Denn die befürchteten Erdgas- und Stromkosten von 508 000 Euro würden den Umsatz durch Badegäste von 182 000 Euro auffressen.

Allerdings zählte er auch Argumente gegen die Schließung auf: Das Hallenbadpersonal müsste in dieser Zeit anderweitig beschäftigt werden, und die Dachauer Schwimmhalle werde nicht nur von Freizeitsportlern genutzt, sondern auch von der Polizei, Vereinen und Schulen im Landkreis. Vor der Diskussion brachte OB Florian Hartmann (SPD) einen weiteren Punkt ein: Wenn das Hallenbad schließe, müsse auch der Schwimm- durch Sportunterricht ersetzt werden: “Aber dafür reichen unsere Sporthallen nicht aus.” Zudem betonte er, dass ein Hallenbad-Betrieb immer “hochdefizitär” sei, jedes Jahr verursache das Hallenbad ein Minus von rund einer Millionen bei den Stadtwerken, wegen der gestiegenen Energiekosten würden nun etwa 400 000 Euro obendrauf kommen.

Hallenbad Dachau: Hat das "Szenario Hallenbadschließung" durchgerechnet: Stadtwerkeleiter Robert Haimerl.

Hat das “Szenario Hallenbadschließung” durchgerechnet: Stadtwerkeleiter Robert Haimerl.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Haimerl erklärte außerdem, wie andere Kommunen angesichts der Energiekrise handeln: Die Stadtwerke München haben ihre Saunen geschlossen, ebenso das Dantebad, Münchens Winter-Warmfreibad, in Fürstenfeldbruck war die Sauna im Sommer zu, und in Freising wurde die Beckentemperatur um ein Grad heruntergedreht. Auch die Dachauer Ausschussmitglieder stimmten für eine Absenkung der Raum- und Wassertemperaturen – mit Ausnahme vom Nichtschwimmerschwimmerbecken, damit die planschenden Kinder nicht frieren müssen. Eine komplette Schließung des Hallenbades kam nicht infrage.

“Sollten die Gasspeicher im Januar leer sein, sollten wir unsere Entscheidung überdenken.”

Bäderreferentin Ingrid Sedlbauer (ÜB) betonte: “Wir dürfen unseren Kinder nicht verwehren, schwimmen zu lernen.” Durch “fast drei Jahre Corona” hätten einige Kinder erhebliche Schwimmdefizite, erklärte auch CSU-Fraktionsvorsitzender Florian Schiller und stimmte für die Hallenbadöffnung. Gleichzeitig gab er zu bedenken: “Sollten die Gasspeicher im Januar leer sein, sollten wir unsere Entscheidung noch mal überdenken”, möglich wäre etwa sich mit Karlsfeld zusammenzuschließen und wenigstens eines der Bäder geöffnet zu halten. Im Fall einer Gasmangellage habe die Stadt ohnehin nichts mehr mitzureden, antwortete Haimerl, dann entscheide die Bundesnetzagentur, welche Einrichtungen geschlossen werden.

Michael Eisenmann (Bündnis für Dachau) wiederum schlug vor, das Hallenbad temporär zu schließen, etwa nach den Weihnachtsferien im Januar. Erfahrungsgemäß sei es in dieser Zeit besonders kalt, und es werde viel Energie verheizt: “Wenn die Bürger sparen, sollte das auch die Stadt tun und damit ein Zeichen zu setzen.” Unterstützer für seine Idee fand er keine.

Außerdem ging es um die Frage, ob die Eintrittspreise fürs Hallenbad angehoben werden sollen, um die Mehrkosten bei der Energie zu kompensieren – auch dagegen sprachen sich die meisten Stadträte aus. Peter Gampenrieder (ÜB): “Für viele Familien ist es schon jetzt ein Luxus, ins Hallenbad zu gehen. Sie stehen vor eher unerfreulichen Monaten.” Er schlug vor, sich im kommenden Sommer noch mal Gedanken über eine Preiserhöhung zu machen.

Bei der Sauna hingegen entschieden sich die Ausschussmitglieder für eine moderate Preiserhöhung. Nur Michael Eisenmann und Markus Erhorn (Freie Wähler) forderten, die Sauna komplett zu schließen, wurden aber von 13 Ausschussmitgliedern überstimmt. Erhorns Argument: “In Dachau gibt es ein reges Angebot an Privatsaunen, jedes Fitnessstudio hat mittlerweile eine.” Inwiefern der Sauna-Eintritt erhöht werden könnte, wird Robert Haimerl dem Werkausschuss in der Sitzung im Oktober vorlegen. Danach muss auch der Stadtrat darüber abstimmen. Aktuell liegt der Eintrittspreis in Dachau bei 16 Euro, in Fürstenfeldbruck und Neufahrn zahlen die Saunagänger bereits 19 Euro. Außerdem will Haimerl prüfen, ob die Temperatur bei den Duschen im Hallenbad herunterreguliert werden kann.



Quellenlink https://www.sueddeutsche.de/muenchen/dachau/hallenbad-schliessung-energiekrise-1.5657029