CSU-Abgeordneter verunglimpft Grünen-Stadträtin – die setzt sich zur Wehr


Erstmals seit zehn Jahren trat Bundestagsabgeordneter Erich Irlstorfer wieder als Mönch Emmeran auf. Seine brachial-derbe Fastenpredigt schlug hohe Wellen.
Freising – Deftig, brachial und alles andere als politisch korrekt: Nach knapp zehn Jahren schlüpfte Erich Irlstrofer, MdB, wieder in das Kostüm von Mönch Emmeran – und teilte in seiner Fastenpredigt zum Starkbierfest der Freisinger Kreis-CSU gehörig und für heutige Hörgewohnheiten ungewöhnlich hart aus. Ein besonders wuchtiger Hieb ging dabei in Richtung der Freisinger Kulturreferentin Susanne Günther.
Er habe „innerlich gehofft, dass sich die Bedienungen die Dirndlblusen runterreißen“ und ihm „Gäste ihre Kinder und Enkel entgegenstrecken wie bei einer Papst-Audienz“, erklärte Irlstorfer eingangs. Dann bekam Tobias Eschenbacher sein Fett ab: „Der Herr Oberbürgermeister hod ja eh keine Leute, der Arme – es wurde ja nur das Personal um läppische gefühlte 32 Prozent erhöht.“

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Weil der Festwirt ausgestiegen sei, würde Freising jetzt vermutlich auch noch eine „Volksfest Task Force“ brauchen und zu guter Letzt eine „Zertifizierung des Mastfutters“ sowie eine „internationale Speisekarte mit Glutenerklärung und Fudamittel-Resilienz“ statt täglich schlachtfrischen Hendln. Die Verkaufsentscheidung sei dann ein „persönlicher Hendl-Lebenslauf mit Work-Life-Balance vom Giggal“ – und das alles müsse laut Irlstorfer streng eingehalten werden. Der Grund: „Damit die Grünen zufrieden sind, und die Frau Günther, diese zölibatsverstärkende Zwiderwurzn, nicht wieder eine Petition einreicht“.
Nur gering besser kam die Bürgermeisterin Eva Bönig davon, die laut Irlstorfer „im grünen Badeanzug“ am Schleiferbach als Demonstrationspatin für den Schutzbund der Jung-Enten und vernachlässigter Biber schwimmt, während Stadträtin Maria Lintl am Ufer Flugblätter verteilt – „weil de konn vermutlich ned amoi schwimma“. Übrigens: Mönch Emmeran ist auch kein Fan der Innenstadt-Möblierung: „De dafeidn Europapaletten hätte man früher ned amoi fürs Osterfeuer am Domberg hergnomma.“
Aber auch die eigenen Leute schonte der Fastenprediger nicht. Zu Ortsverbandschef Jürgen Mieskes sagte er: „Du trägst ja förmlich einen Faltenrock in deinem Gsicht – da hilfts auch nix, wenn deine Freundinnen immer jünger und hübscher werden.“ Interessiert ist Irlstorfer auch daran: „I bin g’spannt, ob der neutrale Herr Vizebürgermeister, der Herr Karl, wieder Wahlkampf für die Frau Hartmann als neutraler Wahlleiter macht – damit er seine Schwägerin endgültig völlig neutral als Bürgermeisterin verhindert.“
„Lob“ gab es für den Kirchdorfer Bürgermeister Uwe Gerlsbeck. Denn dieser habe es geschafft, Beauftragter der Internationalen Bau-Ausstellung zu werden, obwohl er in Kirchdorf selbst keine Baugebiete ausweise. Und auch hier gab es einen Seitenhieb kostenlos dazu: „Als Schülersprecher hat er die 17-jährige Christa klar g’macht, heute hod er die 77-jährige Christa Stewens klar g’macht.“ Geschafft habe es auf jeden Fall Staatsminister Florian Herrmann, und das, obwohl es eine Zeit gegeben habe, in der das Freisinger Tagblatt ihn „einst regelmäßig vom Bildrand geschnitten hat“.
Nach 40 Minuten war Irlstorfer fertig mit dem Austeilen. Das Publikum, um die 220 Gäste, belohnte ihn mit tosendem Applaus. Übrigens: Angezapft mit zwei Schlägen wurde das erste Starkbierfassl von keinem Geringeren als dem Virologen Hendrik Streek, den Irlstorfer aus Berlin kennt. Nochmal in die Rolle des Fastenpredigers ist der Bundestagsabgeordnete aus einem ganz bestimmten Grund geschlüpft: um Spenden für sein Projekt „Seltene Erkrankungen Bayern“ zu sammeln. 2000 Euro sind dabei zusammengekommen.
„Sexistisch und ehrabscheidend“: Stadträtin reagiert auf Fastenpredigt
Auf Nachfrage hat sich die von Irlstorfer verunglimpfte Susanne Günther, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Freisinger Stadtrat, zu der Rede geäußert:
„Dass sich ein als Mönch verkleideter CSU-Hinterbänkler wünscht, die Bedienungen mögen sich die Dirndlblusen vom Leib reißen, und die Gäste ihm ihre Kinder und Enkelkinder entgegenstrecken, ist auf ganzer Linie frauenverachtend und auch angesichts des Missbrauchsskandals eine beschämende Verhöhnung der Opfer. Eine Fastenpredigt im Sinne des Politiker-Derbleckens ist ja üblicherweise dazu gedacht, nach oben, nicht nach unten zu treten. Mit seinen sexistischen und ehrabschneidenden Beschimpfungen ehrenamtlicher Kommunalpolitiker:innen jedweder Couleur hat sich Irlstorfer als Meister des Niveaulimbos selbst überboten. “ (Richard Lorenz)